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Der Sprachen-Blog bringt regelmäßig Wissenswertes und Nützliches zu Themen wie deutsche Rechtschreibung, richtiges Deutsch, Sprachstil, Kommasetzung, Zeichensetzung, Grammatik, Syntax, Semantik und Linguistik und bietet somit eine nützliche Ergänzung zur Duden-Rechtschreibprüfung.
Do
21
Jun
2012
Am 20.06.2012 lasen wir die damals (das heißt, bevor manche der Herausgeber und Redakteure unheilbar von irrationalem transatlantischem Überschwang und entnervender Anti-Russland-Hysterie befallen zu sein schienen, was uns die FAZ-Lektüre seither verleidet hat, vom Kauf der Zeitung mal ganz zu schweigen) von uns noch sehr geschätzte Frankfurter Allgemeine Zeitung. Da hieß es in einem Artikel im Wirtschaftsteil „Zu dem neuen Urteil passt nach der Einschätzung des Staatsrechtlers die kürzliche Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, die Zuständigkeiten eines geheim tagenden Sondergremiums des Bundestags zur Euro-Stützung zu beschneiden.“ Wo ist hier, sprachlich gesehen, das Problem? Das Wort „kürzlich“ ist ein Adverb und laut Duden ist die adjektivische Verwendung des Adverbs „kürzlich“ nicht standardsprachlich. Mit „Standardsprache“ wird die Sprache bezeichnet, wie sie in der Grammatik als korrekt festgeschrieben ist. Korrekt wäre im konkreten Fall „die kürzlich getroffene Entscheidung“. Ebenso wenig entsprechen Formulierungen wie „unser kürzliches Schreiben“ oder „sein kürzlicher Aufenthalt“ den Anforderungen der Standardsprache.
Fr
15
Jun
2012
Wir sehen rot statt grün, wenn wir „dasselbe in grün“ statt „dasselbe in Grün“ lesen müssen. Und es leuchtet die Alarmstufe Rot, wenn in einem Onlineshop ein Kleid „in rot“ statt „in Rot“ feilgeboten wird. Substantivierte Farbbezeichnungen schreibt man groß.
Do
14
Jun
2012
Die Schreibweise mit Bindestrich, QR-Code, ist die richtige, wenn sie in einem Fließtext als Kurzbezeichnung für „Quick-Response-Code“, also für den Code für die Schnellantwort, verwendet wird. In der Rechtschreibpraxis lassen sich vielfach gegenläufige Tendenzen beobachten. Einerseits werden Bindestriche dort inflationär verwendet, wo sie gar nicht nötig sind, wenn z. B. „Top-Mannschaft“ statt „Topmannschaft“ geschrieben wird, andererseits werden Bindestriche dort, wo sie zwingend erforderlich sind, z. B. in „20-jährig“, gern nachlässigerweise komplett fortgelassen. Die Rechtschreibung eröffnet in vielen Fällen gewisse Spielräume bei der Entscheidung, Zusammensetzungen mit einem Bindestrich als solche zu kennzeichnen oder stattdessen die mittlerweile etablierte Zusammenschreibung zu bevorzugen. Beispiele hierfür sind die alternativ möglichen Schreibweisen „Feedback/Feed-back“ oder „Handout/Hand-out“. Die Präferenz in der heutigen Rechtschreibung besteht darin, zusammengesetzte Begriffe zusammenzuschreiben, also z. B. „Automatikgetriebe“ statt „Automatik-Getriebe“.
Do
14
Jun
2012
Bei derartigen Auflistungen, z. B. in PowerPoint-Präsentationen, handelt es sich um frei stehende Zeilen und für diese regelt die deutsche Rechtschreibung unterschiedliche Varianten.
Fall 1: In der Überschrift zu der Auflistung steht, ohne Doppelpunkt, „Marketingziele für das Jahr …“. Darunter folgen die Punkte
• Steigerung der Abonnentenzahl um 50 Prozent
• Signifikante Erhöhung der verkauften Auflage
• Stärkung der Leser-Blatt-Bindung
Die Aufzählungspunkte werden als frei stehende Zeilen groß begonnen (In diesem ersten Fall werden auch Adjektive, Verben etc., also Wörter, die keine Substantive sind, mit großen Anfangsbuchstaben geschrieben, da in diesem ersten Fall anders als in dem zweiten Beispiel den Bullet Points kein Doppelpunkt vorausgeht. Es handelt sich hier also nicht um eine Aufzählung nach einem Doppelpunkt, sondern um jeweils neu einsetzende freistehende Zeilen, die groß beginnen.) und jeweils nicht durch einen Punkt oder Komma abgeschlossen.
Fall 2: Die Überschrift zu der Aufzählung heißt „Unser Angebot umfasst:“ und schließt mit einem Doppelpunkt. Anschließend sind die folgenden Unterpunkte aufgeführt:
• innovative Elektroartikel[,]
• Mobiliar für Großraumbüros[,]
• eine riesige Auswahl an Büroleuchten[.]
Beginnen Sie die Unterpunkte mit Großbuchstaben, wenn es sich um eine Wortart handelt, die großgeschrieben wird (Substantiv) und fangen Sie klein an, wenn es sich um eine Wortart handelt, die normalerweise kleingeschrieben wird (Adjektiv, Präposition, Verb etc.). Wahlweise können die Unterpunkte mit einem Komma und der letzte Unterpunkt mit einem Punkt abgeschlossen werden, wenn die Überschrift mit den Unterpunkten als ein zusammenhängendes und in sich weitergeführtes Gefüge gewertet werden soll. Alternativ können die Unterpunkte aber auch ohne schließende Kommas und ohne finalen Punkt aufgeführt werden. Letzteres ist aus gestalterischen Erwägungen meist zu bevorzugen.
Do
14
Jun
2012
„Spaß“, „Straße“ und „Mit freundlichen Grüßen“ gehören zu den Wörtern und Wendungen, bei denen das „ß“ häufig unter den Tisch fällt. Besonders in den Impressen vieler Websites wird „Straße“ bevorzugt falsch, und zwar mit „ss“, geschrieben. Nur wenn mit „Strasse“ die Mehrzahl der bekannten Glitzersteinchen gemeint ist, schreibt man hierzulande „Strasse“ mit „ss“. Briefe, besonders in Gestalt von Direct Mailings, werden gern mit der Grußformel „Mit freundlichen Grüssen“ statt „Mit freundlichen Grüßen“ geschlossen und ebenso häufig wird Kunden fälschlicherweise „viel Spass“ statt „viel Spaß“ mit dem neu erworbenen Produkt gewünscht. Dabei schreibt die deutsche Rechtschreibung ganz klar vor: Nach einem lang ausgesprochenen Vokal (das „a“ in Straße) wird „ß“ statt „ss“ geschrieben, nach einem kurz ausgesprochenen Vokal (das „a“ in „Strass“ wie „Strassschmuck“) jedoch „ss“. „Straße“ schreibt man in Deutschland und Österreich mit „ß“, in der Schweiz dagegen mit „ss“.
Do
14
Jun
2012
Das Wort „willkommen“ wurde von der Duden-Redaktion in die „Liste der rechtschreiblich schwierigen Wörter“ aufgenommen. Besonders in der Fügung „Herzlich willkommen!“ wird es gern und häufig falsch geschrieben, nämlich groß, obwohl „willkommen“ in diesem Fall ein Adjektiv ist. Wenn man hingegen „Wir bereiten Ihnen ein freundliches Willkommen“ schreibt, ist „Willkommen“ ein Substantiv und wird folglich groß geschrieben.